Martina & Markus Kirschner

  • Martina Kirschner-Trimmel & Markus Kirschner © Martina Kirschner-Trimmel & Markus Kirschner

Wann immer sie können, sind sie auf den Trails oder in den Bergen unterwegs. Martina Kirschner-­Trimmel und Markus Kirschner sind privat und sportlich ein Paar und lassen andere in den sozialen Medien teilhaben.

Martina Kirschner-Trimmel & Markus Kischner

Als Influencer sehen sie sich aber nicht – und sind es dennoch. Sie promoten zwar keine Produkte, aber doch ihren Lifestyle: Nirgends ist es so schön wie in der Natur! RUNNING & Fitness hat mit den beiden gesprochen.

RUNNING: Martina, Markus, ihr seid ja ein Trail- und Berg-Paar schlechthin! Wo seid ihr euch das erste Mal begegnet, wann hat es gefunkt, wann habt ihr geheiratet?

Martina Kirschner-Trimmel: Wie könnte es anders sein: in den Bergen, genau genommen beim GGUT 2016, Markus ist da hinter mir hergelaufen. Registriert bzw. näher kennengelernt hab ich ihn dann beim Transalpin Run im selben Jahr. Unsere Freundschaft plätscherte anfänglich auf Facebook und dann bei der einen oder anderen Tour gemütlich dahin. Wir bemerkten beide relativ schnell, dass wir als Team am Berg sehr gut zusammenpassten, denn da gab’s meist nicht viel zu diskutieren. Somit wurden die Touren immer mehr, ich Mitte 2017 Single und Markus mein wichtigster Sportkamerad.

Ich wollte diese platonische Berg-Freundschaft ursprünglich auf keinen Fall riskieren, aber irgendwie ist es dann eben doch passiert. Anfang 2018 wurden wir ein Paar, ein halbes Jahr später standen wir auch schon vor dem Standesbeamten. Sehr zur Überraschung aller, denn vorab gewusst haben es nur unsere Eltern, unsere lieben Trauzeugen und ein guter Freund, den wir tags zuvor als Fotografen auf den Watzmann schleppten. Danach ging’s auf Hochzeitsreise – natürlich: in die Berge! Von der Schönfeldspitze über die Adamellogruppe bis zum Matterhorn und dem Gran Paradiso wurde geflittert. Highlight war definitiv der Mont Blanc als Tagestour.

RUNNING: Auf wie viele Kilometer/Höhenmeter kommt ihr so im Jahr, wer übernimmt bei der Planung den größeren Part, wer ist für das Material zuständig, wer kocht, wenn ihr unterwegs seid?

Martina Kirschner-Trimmel: Das Maß aller Dinge ist Markus, keine Ahnung, wie er das schafft, aber er läuft jährlich gute 5.000 km und unglaubliche 300.000 Höhenmeter. Ich komme auf ca. 3.500 Kilometer und knappe 200.000 Höhenmeter, was mir aber gänzlich reicht. Bei der Planung ist Markus für die Feinarbeit zuständig, sprich er plant und zeichnet die Routen. Und nachdem er der Mann im Haushalt ist, darf er sich auch immer um das Material kümmern.

Gekocht wird meist gemeinsam, egal ob zu Hause oder unterwegs, und zwar immer vegetarisch und mit möglichst vielen regionalen Produkten. Ich hab das Glück, von einem Bauernhof zu kommen, und sitze somit an der Quelle. Weiters backen wir unser ganzes Brot und Gebäck selber, auch Joghurt und Topfen gedeiht in Eigenproduktion.

Die sozialen Medien sind mein Part, Fotos zu sortieren interessiert Markus eher sekundär. Ich hab unser virtuelles Fotoalbum hingegen gern nach System und schön ordentlich. Und wenn die Bilder von der Facebook-Community gern angeschaut werden, dann freut uns das natürlich sehr!

RUNNING: Habt ihr Vorbilder? Was sagt euer Umfeld zu euren Unternehmungen? Gibt es einen längerfristigen Plan oder lebt ihr den Moment? Was ist eure Lebensphilosophie?

Martina Kirschner-Trimmel: Vorbilder haben wir nicht wirklich, zumindest fällt mir ad hoc niemand ein. Was natürlich nicht heißen soll, dass wir nicht von dem einen oder anderen schwer begeistert sind. Es gibt schon tolle Menschen die richtig coole Sachen machen, nicht nur sportlicher Natur.

Tja, und bei den Plänen ... ich hätte immer etwas langfristigere Ideen. Aber spätestens seit Corona habe ich dieses Denken fix aufgegeben und mache es so wie Markus unter dem Motto: „Schau ma mal, dann sehn wir eh!“ Es lebt sich weit entspannter mit dieser Einstellung. Und wenn wir uns ehrlich sind, im Kleinen ist es nicht viel anders. Was bringt mir die coolste und durchdachteste Tour, wenn das Wetter nicht mitspielt? Es ist wichtig, flexibel und dynamisch zu sein, das erleichtert einiges im Leben. Der Ruhepol in unserer Beziehung ist eindeutig Markus, so schnell bringt ihn nichts auf die Palme.

Markus Kirschner: Wir leben nach dem Prinzip „Leben und leben lassen“. Es ist alles gut, solange sich jeder halbwegs an die Spielregeln hält. Wir versuchen die Umwelt so gut wie möglich zu schützen, wobei uns unser ökologischer Fußabdruck gelegentlich Kopfzerbrechen bereitet. Wir fahren einfach zu viel! Zum Glück brauchen wir unter der Woche kein Auto und auch beim Einkauf legen wir größten Wert auf Nachhaltigkeit. Da wird dreimal überlegt, ob Bananen, Orangen oder Avocados wirklich notwendig sind. Normalerweise wandern sie ins Regal zurück und werden durch österreichische Produkte ersetzt.

RUNNING: Was waren denn bislang eure schönsten, spannendsten, gefährlichsten, erfolgreichsten Wettbewerbe und Touren?

Martina Kirschner-Trimmel: Die emotionalste Tour ever war für mich das Matterhorn. Von Täsch in einem Tag rauf und runter, das war konditionell schon ein Brocken. An dem Tag hat einfach alles gepasst, vom Wetter bis zur Routenfindung. Und ich gestehe, ein oder zwei Freudentränen waren da am Gipfel auch mit dabei. Ziemlich gefährlich hingegen fand ich die winterliche Watzmann- Überschreitung, gelegentlich braucht man auch etwas Glück bei seinem Tun. Und bei den Wettkämpfen ist es echt schwer, denn vom Kreuzeck extrem, dem Pitz Alpine Glacier Trail und dem Ötztal Ultra Trail war ich megabegeistert. Wobei – auch der Trail du Besso (Schweiz) oder der Cappadocia Ultra-Trail (Türkei) zählen definitiv zu den einzig- artigen Erlebnissen.

Markus Kirschner: Im Sommer 2020 war das definitiv die Überschreitung vom Sonnblick zum Spielmann, traumhaft immer schön am Grat dahin. Gerne erinnere ich mich daran, wie ich mit Michael von den Laufcoaches die Insel La Gomera entdeckt habe, ein Wahnsinn. Und mit den Skiern die Minnigerode-Rinne hoch auf den Ortler war, abgesehen vom Steinschlag, auch eine super Tour.

RUNNING: Warum Natur, und vor allem: warum so viel Natur? Warum tut ihr es, und was gibt euch das viele Draußensein?

Martina Kirschner-Trimmel: Warum nicht? Ich hab noch nichts Schöneres als die Bewegung in der Natur entdeckt, noch dazu mit meinem Lieblingsmenschen. Draußen sein bedeutet für uns Freiheit, Freude, Leichtigkeit und Glück, einfach 100% Lebensqualität. Es klingt sicher egoistisch, aber wir haben keine großartigen Verpflichtungen, die uns in unserem Tun einschränken würden, und somit schieb ich nichts vor mir her, was ich auch gleich tun kann. Geprägt hat mich da sicher der frühe Tod meines Vaters, er wollte auch alles in der Pension machen, nur hat er uns schon mit 43 verlassen. Ich versuche im Hier und Jetzt zu leben und nichts von meiner kostbaren Zeit zu vergeuden. Und bin höchst dankbar für das Privileg, mit Markus durch die Bergwelt zu toben. Aber es funktioniert natürlich nur, wenn beide denselben „Vogel“ haben. Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass ein gewisses Suchtpotenzial vorhanden ist. Man strebt nach immer mehr, weiter, höher und gefährlicher. Nur auf der Couch halten wir es leider auch nicht aus. Es gibt einfach so viel zu entdecken, mit jedem Gipfel wird das Berg-Puzzle in unserem Kopf vollständiger.

RUNNING: Geht man sich auf die Nerven, wenn man Privat- und Sportleben so eng verbindet wie ihr es macht?

Martina Kirschner-Trimmel: Nein, eigentlich nicht! Ich bekomme gelegentlich die Krise, wenn ich auf unseren Touren nicht hinterherkomme. Aber das ist eigentlich auch eher mein Problem, denn Markus nimmt immer alles mit seiner ruhigen und optimistischen Gelassenheit in Angriff. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir uns noch nicht so lange kennen, dass es wirklich nervig wird.

Wenn es um das Thema Risikomanagement geht, dann werden wir beide demütig. Worst-Case-Szenario wäre definitiv, wenn dem anderen etwas zustoßen sollte. Wir haben beide schon die eine oder andere Erfahrung in brenzligen Situationen gesammelt. Den Lebensmenschen zu verlieren, das kann und will ich mir nicht vorstellen. Ich sehe uns mit 80 Jahren gemeinsam im Altersheim sitzen und durch unsere Fotobücher blättern. Deswegen stehen bei uns Sicherheit und Ausrüstung auch ganz oben auf unserer Liste. Bei der Planung einer anspruchsvolleren Skitour ist es sicher zu wenig, in einem Tourenforum die Schnee- und Lawinensituation zu erfragen. Komischerweise kommt das immer mehr in „Mode“ und lässt einen nur die Stirn runzeln. Es gibt deutlich mehr Informationsquellen, bei denen man sich einen guten Überblick verschaffen kann – von unterschiedlichen Wetterberichten und Wetter-Apps, Webcams und Lawinenlageberichten bis zu Schneemesser und Windmesser. Ein super Gadget in Outdooractive ist beispielsweise die Karte mit der Hangneigung, für uns unerlässlich bei der Planung einer unbekannten Route.

Der Winter birgt schon die eine oder andere Gefahr mehr. Somit sind wir neben der obligatorischen Ausrüstung wie LVS-Gerät, Schaufel, Sonde und Biwaksack im Hochwinter auch stets mit unserem Lawinenairbag-Rucksack und für den Notfall einem Satelliten GPS-Messenger unterwegs.

RUNNING: Was steht denn noch so alles auf eurer Bucket-list für die Zukunft?

Martina Kirschner-Trimmel: Viel zu viel! Das Problem ist nur, dass wir auf jedem Gipfel, auf dem wir stehen, mindestens drei weitere interessante Ziele sehen. Neugierig wie wir sind, wird somit die To-do-Liste nicht wirklich kürzer. Noch dazu habe ich meine Outdoor-Aktivitäten ums Paragleiten erweitert, und da ist sowieso noch jede Menge Luft nach oben. Wettkampftechnisch sind wir durch die Corona-Gesamtsituation etwas gedämpft und hoffen, dass sich die Lage bald wieder entspannt. Denn mit den Wettkämpfen lässt sich die Landschaft wunderbar erkunden und nebenbei auch die eigene persönliche Grenze ausloten.

Für unseren Teil hätten wir Flugreisen aus unserer Liste gestrichen, denn abgesehen vom ökologischen Aspekt gibt es in den Alpen noch genügend zu entdecken.

RUNNING: Wenn ihr nicht gerade in den Bergen oder auf den Trails unterwegs seid, was macht ihr sonst so im Leben – beruflich und privat? Wie geht ihr mit Corona um?

Martina Kirschner-Trimmel: Nachdem sich unser kleiner Mikrokosmos hauptsächlich in der Natur abspielt, bleibt für den Rest nicht mehr viel Zeit. Familie und Freunde kommen da sicher zu kurz, andererseits kennen sie uns auch gar nicht anders. Wir kochen leidenschaftlich gerne und gut, deshalb sind Restaurantbesuche selten auf der Tagesordnung. Beruflich ist es eher unspektakulär, aber die konstante Routine ist der Gegenpol zu unserem aktiven Leben. Ich arbeite im Büro der Firma Voith in St. Pölten, einem Komplettanbieter für Wasserkraftwerke, und Markus ist Via-Donau Mitarbeiter bei der Schleuse Melk. Er sitzt quasi auf unseren Turbinen. Durch seine Nachtdienste und die Tatsache, dass er wenig Schlaf braucht, hat er etwas mehr Freizeit als der Otto Normalverbraucher und so läppern sich auch 5.000 Laufkilometer zusammen.

Ich wollte unsere platonische Berg-Freundschaft auf keinen Fall riskieren, aber irgendwie iste s dann eben doch passiert.

Corona trifft uns eigentlich nicht allzu stark. Wir haben beide einen sicheren Job und gehen selten bis nie aus. Aber am wichtigsten ist: Wir können uns frei bewegen. Zum Glück haben wir vor dem ersten Lockdown unseren Bus bekommen und sind somit autark unterwegs, was alles deutlich einfacher macht. Aber schön langsam hoffen wir doch, dass die Impfung voranschreitet und wieder etwas Normalität in unsere Gesellschaft bringt. Eigentlich möchten wir uns nicht impfen lassen, aber ich fürchte, es wird uns nicht erspart bleiben. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Steckbrief: Martina Kirschner-Trimmel

  • Geboren am 7. Mai 1978 in St. Pölten, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Kirchberg an der Pielach.
  • Stärken: Zielstrebig, zum Glück Mamas Hausverstand geerbt, meist gut gelaunt und am Lachen.
  • Schwächen: Ungeduldig, sehr ungeduldig und etwas stur.
  • Lieblingsessen: Die Eiernockerln von meiner Mama und die Germknödel von Markus.
  • Lieblingsgebirge: Alles groß­ räumig um den Glockner, Dolomiten, Julische Alpen.
  • Lieblingshashtag: #neverstopexploring #woichbinistoben
  • Sportliche Erfolge: 2017: Pitztal Ultra Trail (1), Eiger Ultra (2), 2018: Mozart 100 (1), Hochkönigman (1), Ötztal Ultra Trail (1), Cappadocia Ultra Trail (4), 2019: Kreuzeck extrem (2), Trail du Besso (2)

Steckbrief: Markus Trimmel

  • Geboren am 24. Februar 1983 in Wels, aufgewachsen im Mühlviertel, OÖ und seit 2,5 Jahren in St. Pölten.
  • Stärken: Gute Frage, vielleicht dass mich viel interessiert (vom Kochen bis zum Handwerklichen) und ich somit ein breit gefächer­ tes Wissen habe.
  • Schwächen: Gelegentlich neige ich zu Perfektionismus, hab das aber schon deutlich in den Griff bekommen.
  • Lieblingsessen: Spontan fällt mir da Pizza ein, denn die gab es erst kürzlich und die war sensationell.
  • Lieblingsberg: Da bin ich nicht sehr wählerisch, Hauptsache kein Asphalt, nicht zu flach und wenn geht über 1.000 Hm.
  • Lieblingshashtag: #lifeisbetterinthemountains
  • Sportliche Erfolge: Das hängt gar nicht so vom Ergebnis ab, sondern eher davon, was mir in Erinnerung bleibt. Der Madeira Ultratrail, meine drei Teilnahmen beim Transalpine Run, der Trail du Besso oder der Pitztal Ultratrail waren ganz besondere Erlebnisse, da könnte ich noch endlos weiter aufzählen.

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